„Bei Rot stehen, bei Grün gehen“ heißt der Merksatz, der fast auf der ganzen Welt an Fußgängerampeln gilt – aber nur fast. An manchen Orten gibt es nämlich auch andere Lichtzeichen für Personen, die zu Fuß die Straßenseite wechseln wollen. Außerdem sehen die Figuren nicht überall gleich aus.
Die Welt der Ampelfiguren ist vielfältiger als erwartet. Im dänischen Odense begleitet zum Beispiel der Dichter Hans-Christian Andersen, bekanntester Bürger der Stadt, Fußgänger seit 2005 mit Stock und Hut über einige Kreuzungen und Straßen. In der Hauptstadt der Mongolei, Ulaanbaatar, leuchten am Nationalfeiertag Reiter, Bogenschützen und Ringer auf. Sie symbolisieren die Nationalsportarten des Landes. Länder wie Frankreich, die Türkei oder die Schweiz haben gepunktete Figuren, China manchmal sogar Ampeln mit Zeitangabe bis zum Signalwechsel. Auf belgischen Fußgängerampeln ist regelmäßig ein Paar mit einer Frau und einem Mann zu sehen. Wien hat das Paarprinzip 2015 erstmals in gleichgeschlechtlicher Kombination angewandt. Dann gibt es Länder wie Japan oder Südkorea, in denen der Hintergrund leuchtet und die Figuren dunkel bleiben.
Rot und grün sind ideale Signalfarben
Die Figuren auf den Ampeln können die Länder, teilweise sogar die Städte, frei gestalten. Das Prinzip, dass eine rote Leuchte „stehen“ und einen grüne „gehen“ bedeutet, hat sich aber weitestgehend durchgesetzt. Übrigens auch in Japan, wo dem Grün aus sprachhistorischen Gründen ein leichter Blaustich beigefügt wurde. Früher verwendeten die Menschen dort nämlich für beide Farbtöne das Wort „Aoi“. Für die Auswahl der Ampelfarben gibt es gute Gründe. Rot ist auch in der Natur eine Warnfarbe und passt deshalb ideal für „Stopp“. Grün liegt im Farbspektrum genau gegenüber und wirkt beruhigend. Die Passage ist dann sicher.
Deshalb wurden die beiden Farben in Großbritannien schon vor ungefähr 150 Jahren an den Strecken der damals neuen Dampflokomotiven verwendet. Zum Beispiel auf farbigen Schildern oder Fahnen auf dem Bahnsteig. Als 1868 in London die erste gasbetriebene Ampel zur Regelung des Straßenverkehrs in Betrieb ging, hat man die Farben einfach übernommen. Mit Gaslicht ließ sich aber noch kein gleichbleibender Gelbton erzeugen, weshalb sich die dritte Farbe für Fahrzeugampeln erst ab der Mitte des 20 Jahrhunderts mit dem Ausbau des elektrischen Lichts durchsetzte. Die erste reine Fußgängerampel der Welt ließ übrigens 1933 die Verwaltung der Stadt Kopenhagen in Dänemark aufstellen. Sie hatte nur rote und grüne Signale und gab damit das Prinzip vor.
New York geht einen eigenen Weg
In den Anfangsjahren musste die Grünphase für Fußgänger immer per Handsignal ausgelöst werden. Erst 1952 wurde in New York die erste vollautomatische Fußgängerampel gebaut. Die hatte aber noch eine weitere Besonderheit. Statt Farbsignalen leuchteten und leuchten dort bis heute die Schriftzüge „Walk“ für „gehen“ und „Don`t Walk“ für „stehen“ auf. Einige Bundesstaaten und Städte in den USA verwenden diese Leuchtschriften heute noch – manchmal mit einer Hand als Stoppzeichen. Die sieht man so in Rot übrigens auch in Kanada oder Bolivien, wo sie aber wiederum mit einer grünen Figur kombiniert wird.