Rollt ein Ball über den Weg oder kommt ein großer Hund vorbei, können sich Kinder ab etwa acht Jahren dennoch gut auf den Straßenverkehr konzentrieren, während sich Vorschulkinder rasch ablenken lassen. Auf bekannten Strecken und mit etwas Erfahrung im Straßenverkehr dürfen Eltern ihren Nachwuchs ab der dritten Klasse allein laufen lassen. Ab der weiterführenden Schule sind Teenager zwar nicht mehr so leicht abzulenken, oft spielen dann aber Smartphone und Freunde als Ablenkungsfaktor eine große Rolle.
Kinder im Alter von acht Jahren können sich bereits etwa 15 Minuten ohne Unterbrechung konzentrieren. Das gibt das Schulverwaltungsamt Düsseldorf in einer schulpsychologischen Veröffentlichung bekannt. Das Konzentrationsvermögen steigt mit jeder Klassenstufe weiter an. Bei jungen Erwachsenen ist das menschliche Maximum erreicht. Hier liegt die Konzentrationsdauer bei höchstens 90 Minuten am Stück. „Jüngere Kinder sind nicht in der Lage, sich allein in komplexen Situationen zurechtzufinden“, bekräftigt Pädagoge Josef Weiß von der Deutschen Verkehrswacht. Das junge Gehirn ist erst ab der zweiten Hälfte der Grundschulzeit fähig, Gelerntes auf andere Situationen zu übertragen. Rollt statt dem Ball ein anderes Spielzeug, kommt statt dem Hund eine Katze, wird die Situation von jüngeren Kindern neu und unter Umständen falsch eingeschätzt. „Selbst Sechsjährige können das nicht. Ändert sich eine Situation, verlieren sie leicht den Überblick“, so Josef Weiß weiter.
Nach der Grundschule steigt die Konzentrationsdauer
Mehrfachanforderung, das so genannte Multitasking, ist für größere Kinder kein Problem mehr. Kinder ab der dritten Klasse können zum Beispiel beim Überqueren der Straße ohne weiteres gleichzeitig sich nähernde Fahrzeuge wahrnehmen und entsprechend reagieren. „In diesem Alter nehmen Kinder und Teenager bereits die Perspektive anderer ein und sehen vorher, welche Absicht andere Verkehrsteilnehmer haben. Kleinere Kids sollten auf längeren und verkehrsreichen Wegen nicht allein unterwegs sein – so empfehlen wir es seitens der Verkehrswacht“, sagt der Pädagoge.
Ist die Grundschule geschafft, steigen die Konzentrationsdauer und auch die Fähigkeit, Gefahren frühzeitig wahrzunehmen. Aus gutem Grund findet die Fahrradprüfung am Ende der Grundschulzeit statt. Ab der weiterführenden Schule sind es Ablenkungen wie Handy, Freunde oder Kopfhörer, die die Aufmerksamkeit auf sich statt auf die Umgebung lenken.
1. Handy in die Tasche
Ablenkende Smartphone-Apps sperren oder besser das Handy unterwegs in der Tasche lassen.
2. Orte merken
Kinder merken sich Gefahren am besten anhand von Orten: Diese Kreuzung ist gefährlich, da muss ich besonders aufmerksam sein. Diese Ausfahrt ist unübersichtlich, da muss ich gut schauen.
3. Wege üben
Häufige Wege lassen sich gut üben. Wer die Strecke schon öfter gegangen ist, hat klassische Gefahrensituationen bereits gesehen und kennt die richtige Reaktion darauf. Nicht überschätzen: Auch besonnene Kinder lassen sich durch Interessantes gerne ablenken. Lieber einmal mehr begleiten oder weiter üben.
4. Keine Musik
Während des Wegs keine Musik hören, das gilt auch für Erwachsene.
5. Kinder sensibilisieren
Kinder für typische Ablenkungen sensibilisieren: Auch wenn dein Freund auf der anderen Straßenseite winkt, musst du trotzdem nach links, rechts und links schauen, bevor du losgehst. Oder: Einen großen Hund lieber an einer breiten Stelle des Gehwegs vorbeilassen, statt auf die Straße auszuweichen.