Der Straßenverkehr in indischen Städten ist ganz schön turbulent. Aus zwei Fahrspuren werden nicht selten fünf, im Sekundentakt hupt es aus allen Richtungen und selbst durch die kleinen Lücken zwischen Autos und Bussen quetschen sich noch Rikschas und Motorroller. Hinzu kommen unzählige Menschen, die entweder mit Fahrrädern oder zu Fuß unterwegs sind und damit ebenfalls ihren Beitrag zu diesem geordneten Verkehrschaos leisten.
Bewusstsein für Verkehrsregeln
Insbesondere für Kinder, die häufig zu Fuß zur Schule gehen oder mit dem Fahrrad fahren, kann der Straßenverkehr Indiens, das mit 1,42 Milliarden Einwohnern das Land mit den zweitmeisten Einwohnern der Welt ist, bisweilen sehr herausfordernd sein. Eine von Mercedes-Benz Research and Development India (MBRDI) im Jahr 2021 durchgeführte nationale Studie zum Thema „Sicherer Schulweg“ hat gezeigt, dass es häufig an Bewusstsein für die Sicherheit im Straßenverkehr und an der Einhaltung von Verkehrsregeln mangelt. Deshalb ist es umso wichtiger, den jüngsten Verkehrsteilnehmern frühzeitig zu zeigen, wie sie sich auf der Straße umsichtig und sicher bewegen, um weder sich selbst noch andere Menschen zu gefährden.
Gemeinsam mit MobileKids setzt sich MBRDI deshalb bereits seit vielen Jahren für die Verkehrserziehung von Schülerinnen und Schülern ein. So verbrachten beispielsweise im vergangenen Jahr etwa 600 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von MBRDI fast 1600 Stunden mit indischen Schulkindern, um diese für den Straßenverkehr zu sensibilisieren und sie zu ermutigen, sich an die Verkehrsregeln zu halten.
In den vergangenen zwölf Monaten wurden dank des MobileKids-Programms in den beiden Metropolen Bangalore und Pune etwa 4500 Kinder an 34 Schulen erreicht. Im Rahmen des besonderen Verkehrsunterrichts, der in den Stundenplan integriert wird, werden die Schulkinder der 4., 5. und 6. Klasse mit Hilfe von sechs maßgeschneiderten Schulungsmodulen unterrichtet – jeweils mit dem Ziel, das Verhalten im Straßenverkehr langfristig zu verändern.
Jedes Kind nimmt an insgesamt zwölf Stunden Verkehrsunterricht mit interaktiven Spielen und Aktivitäten teil. Hierbei dreht sich alles um Themen wie Verkehrszeichen und -regeln, Reisesicherheit und nachhaltige Mobilität. Außerdem wurden mit den Schülerinnen und Schülern Collagen erstellt, Straßentheaterstücke zu wichtigen Verkehrsregeln entwickelt, die Sicherheitsmerkmale des MobileKids-Schulbusses vorgestellt, ein Verkehrssicherheitsversprechen abgegeben und Schultaschen ausgegeben.
Mehr Sicherheit auf Indiens Straßen
„Mir hat es großen Spaß gemacht, Zeit mit den Schülerinnen und Schülern der Government Higher Primary School in Belthur zu verbringen und mit ihnen über das Thema Verkehrssicherheit zu sprechen. Durch die verschiedenen Aktivitäten wurden die Schulkinder ermutigt, ihre persönlichen Erfahrungen, die sie im Straßenverkehr machen, kritisch zu analysieren und mit den anderen zu teilen. Als tägliche Verkehrsteilnehmer ist es unser Ziel, die Schulkinder dazu zu bringen, über Lösungen und Wege nachzudenken, wie sie zu sichereren Straßen beitragen können. Deshalb war es für mich eine durch und durch schöne sowie lohnenswerte Erfahrung. Ich freue mich schon heute auf die nächsten Termine", sagt einer der MBRDI-Freiwilligen.
Bis heute hat das Programm seit seinem Start im Jahr 2018 etwa 25.000 Schulkinder in ganz Indien erreicht und damit einen großen Beitrag zu mehr Sicherheit auf indischen Straßen geleistet.
Nicht nur MobileKids engagiert sich für mehr Verkehrssicherheit. Mit der Initiative SAFE ROADS setzt sich Mercedes-Benz seit 2015 dafür ein, weltweit die öffentliche Wahrnehmung des Themas Verkehrssicherheit zu steigern. „Wir haben uns damals innerhalb der konzerneigenen Unfallforschung intensiv mit der Anzahl der Opfer von Verkehrsunfällen beschäftigt und geschaut, wie diese weltweit aussehen“, sagt Jochen Feese, der die Unfallforschung leitet. „Hierbei ist uns aufgefallen, dass Indien mehr Unfälle mit Kindern verzeichnet als andere Länder. Darum wollten wir dort ansetzen.“ SAFE ROADS war geboren. Noch im selben Jahr reiste Jochen Feese mit seinen Kolleginnen und Kollegen mit einem eigenen Programm zur Stärkung der Verkehrssicherheit durch acht Städte Indiens. Neben Vorträgen zu den Themen Verkehrs- und Fahrzeugsicherheit zählte hierzu auch eine Ausstellung mit mehreren Erlebnisexponaten.
Safe Rods wurde danach so weiterentwickelt, dass das Format alle zwei Jahre mit wechselndem Schwerpunkt an einem anderen Ort wiederholt werden kann. Lag der Fokus 2017 auf der Verkehrssicherheit von Kindern, war es 2019 die Zukunft der Sicherheit und 2022 die Datennutzung. „Ganz wichtig neben dem vielseitigen Programm ist uns, dass wir bei SAFE ROADS viele Stakeholder, die am Thema Verkehrssicherheit mitwirken, zusammenbringen“, sagt Feese. Hierzu zählen auch Lieferanten von Sicherheitssystemen und Regierungs- sowie Behördenvertreter, Städteplaner und Nichtregierungsorganisationen.
Neben Indien engagiert sich die konzerneigene Initiative SAFE ROADS mittlerweile auch in China, „um alle Verkehrsteilnehmenden für die Herausforderungen im Straßenverkehr zu sensibilisieren“.