Geometrische Formen und Körper sind Teil der kindlichen Erlebenswelt. Kinder lieben es, damit zu spielen. So bauen sie zum Beispiel mit bunten Holzbauklötzen in rechteckigen, runden, dreieckigen und anderen dreidimensionalen Formen Türme und Häuser. Und gegessen wird von einem runden Teller, das Malpapier ist rechteckig, der Spielteppich quadratisch. Spätestens im Kindergarten können sie Formen wie Dreiecke, Kreise und Vierecke benennen und unterscheiden. Dies fördert die kognitiven Fähigkeiten und später auch das Erlernen von Schrift und Geometrie in der Grundschule. Das Erkennen von geometrischen Formen zählt zu den grundlegenden mathematischen Vorläuferkompetenzen.
Das Erlernen dieser Fähigkeiten ist umso wichtiger, da auch die Verkehrszeichen dieses einfache Prinzip der Kategorisierung auf clevere Art nutzen. Und zwar auf der ganzen Welt. Obwohl die Schilder nicht überall gleich sind, kann man sich auf zwei Dinge verlassen: Die Form und die Farbe sind entscheidend dafür, um welche Art von Verkehrszeichen es sich handelt. Denn anhand dieser beiden Kriterien können Gebots- oder Verbotszeichen sowie Warnzeichen, Rettungs- oder Brandschutzzeichen und Hinweis- oder Zusatzzeichen unterschieden werden. Die geometrischen Grundformen Kreis, Dreieck, Quadrat und Rechteck sowie die Farben Rot, Gelb, Blau und Grün bilden die Basis für eine einheitliche internationale Sprache der Schilder.
Das Dreieck warnt vor einer Gefahr
In der heutigen Form gilt das seit der Wiener Konvention 1968. Bei diesem Treffen einigten sich 62 Länder auf eine grenzüberschreitende Regelung der Verkehrszeichen. Inzwischen haben es 88 Länder ratifiziert. Nicht Vertragsparteien des Übereinkommens sind unter anderem Argentinien, Australien, die Volksrepublik China, Indien, Kanada und die USA. In diesen Ländern sehen die Verkehrszeichen zum Großteil ganz anders aus, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten: Stoppschild, Vorfahrt gewähren, Einbahnstraße und Hinweisschilder wie Parkplatz sind Beispiele, die in der Regel in Form und Farben auf der ganzen Welt gleich aussehen.
Mit einfachen Merksprüchen können sich Kinder die Bedeutung von Formen und Farben bei Verkehrszeichen merken.
- Rund und Rot heißt immer Verbot
- Rund und Blau verfolge stets genau
- Dreieckig mit Spitze nach oben: Gefahrenzeichen
- Dreieckig mit Spitze nach unten: Vorfahrt gewähren
- Achteckig: Stopp
Unter anderem wurde damals in Wien das Dreieck als die Form aller Zeichen festgelegt, die vor einer Gefahr warnen – von Straßenarbeiten bis hin zu Entenübergängen. Der Grund dafür ist einfach: Die dreieckige Form ist von Autofahrern schon von weitem gut zu erkennen – selbst von hinten und auch im Winter, falls das Zeichen etwas zugeschneit ist. Wer ein dreieckiges Zeichen sieht, weiß automatisch, dass er vorsichtiger sein muss. Und zwar lange bevor er das Zeichen im Dreieck mit der tatsächlichen Gefahr sieht. Denn die dreieckige Form gilt als Frühwarnsystem, das auf eine potenzielle Gefahr oder ein Risiko hinweist. Die meisten dieser Schilder haben ein Symbol oder eine Grafik in der Mitte, die das spezifische Risiko darstellt, und oft eine kurze Textbeschreibung oder ein Piktogramm. Vereinheitlicht wurden in Wien auch Piktogramme, die weltweit das Verstehen von Straßenschildern erleichtern sollten. Neben Verkehrszeichen wurden auch Lichtsignalanlagen und Fahrbahnmarkierungen standardisiert. Während in China auch die dreieckige Form für Gefahrenzeichen gilt, sind diese in den USA nicht dreieckig, sondern meist in der Form eines gelben Quadrats, das auf einer Spitze steht.
Kinder müssen diese Bedeutung von Formen und Farben erst lernen. Grundschulkinder agieren laut dem Entwicklungspsychologen Jean Piaget überwiegend in der konkret-operationalen Phase. Aufgrund dieser kognitiven Entwicklungsstufe haben sie Probleme, das Symbol „Verkehrszeichen“ eindeutig mit einer konkreten Regel in Beziehung zu setzen. Was das bedeutet und wie Kinder lernen, wichtige von unwichtigen Reizen zu unterscheiden, ist beispielsweise Teil des MobileKids-Schulmaterials, das in Zusammenarbeit mit der Klett Mex GmbH entstanden ist.
Es gibt viele Möglichkeiten, Kinder spielerisch auf die Bedeutung von Formen und Farben im Allgemeinen und im Straßenverkehr im Speziellen vorzubereiten. Gegenstände nach Farbe, Größe oder Form sortieren, Muster legen, Bilder gestalten – Kinder können sich auf vielfältige Art und Weise mit geometrischen Formen vertraut machen. Mit geometrischen Körpern, Flächenschablonen, dem Spieleklassiker Tangram und anderen pädagogischen Lege- und Steckspielen lernen Kinder die verschiedenen geometrischen Formen zu unterscheiden, zu vergleichen und zu benennen. Dabei werden kognitive Fähigkeiten, die Sprachfähigkeit und Feinmotorik sowie das räumliche Vorstellungsvermögen geschult. Und welche Verkehrszeichen sollten Kinder am Anfang lernen? Kleinere Kinder sollten vor allem die Verkehrsschilder kennen, die sie in ihrem Alltag benötigen und ihrer Sicherheit dienen. Dazu zählen unter anderem die Zeichen, die einen Zebrastreifen, einen verkehrsberuhigten Bereich, einen Gehweg oder Radweg ankündigen. Dazu kommt mit Sicherheit noch ein Zeichen, das es auf der ganzen Welt gibt, dessen Form aber nur einmal vorkommt: das achteckige rote Stoppschild kennt doch jedes Kind.